Demokratie pur

Mit viel Herzblut für die Migros

Seit Sommer 2020 ist Anja Fischer Präsidentin des Genossenschaftsrats. Dieser bildet eine Brücke zwischen den Besitzerinnen und Besitzern der Migros, der Kundschaft, der Geschäftsleitung und der Verwaltung.

Anja Fischer, warum braucht es überhaupt einen Genossenschaftsrat?
Die Genossenschaft ist eine besondere Rechtsform. Die Migros gehört dank Gottlieb Duttweiler seit über 80 Jahren den Leuten. Der Genossenschaftsrat bildet eine Brücke zwischen den Besitzerinnen und Besitzern, der Kundschaft und der Geschäftsleitung und der Verwaltung. Er ist der Hüter der Grundwerte der Migros. Zusätzlich bilden wir mit den Delegierten aller zehn Genossenschaften das oberste Migros-Organ, die Delegiertenversammlung des Migros-Genossenschafts-Bundes. Der Genossenschaftsrat der Migros Aare entsendet 17 Delegierte nach Zürich zur Delegiertenversammlung

Welche Themen beschäftigen den Genossenschaftsrat besonders?
Oft kommen Konsumententhemen zur Sprache. Dies ist klar, sind wir doch nebst Migros-Besitzern und deren Vertreter im Rat auch regelmässige Kundinnen und Kunden der Migros. Uns interessiert die M-Welt. In letzter Zeit waren auch die aussergewöhnlichen Situationen wie die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Energiemangellage wichtige Themen. Gerade bei diesen Situationen schätze ich die Professionalität der Migros sehr: Die Grundversorgung sicherzustellen, die Ressourcen zu planen und zu beschaffen oder die Mitarbeitenden und die Kundschaft zufriedenzustellen – dies sind keine einfachen Aufgaben. Da hat die Migros gezeigt, dass sie wirklich da ist.

Direkte und demokratische Mitbestimmung

Bei der Migros geniessen die Mitglieder ein besonderes Recht: Sie können direkt und demokratisch mitbestimmen. Das war im Jahr 2022 auch ein Thema in den meisten Schweizer Medien. Denn die über zwei Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter konnten in der Urabstimmung darüber abstimmen, ob in den Filialen der Migros künftig Alkohol verkauft werden soll. Diese Frage hat bewegt.

Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter sind Besitzer der Migros und gestalten deren Zukunft mit. Dank ihres Stimmrechts beeinflussen sie die Geschicke der jeweiligen regionalen Migros-Genossenschaft – ob an der jährlichen Urabstimmung, im Genossenschaftsrat oder gar in der Verwaltung.

 

  • Urabstimmung: Jedes Mitglied hat eine Stimme und kann beispielsweise über die Jahresrechnung abstimmen.
  • Genossenschaftsrat: Genossenschafterinnen und Genossenschafter können sich in den Genossenschaftsrat ihrer regionalen Genossenschaft wählen lassen, wenn sie die statutarischen Bedingungen erfüllen.
  • Verwaltung: Genossenschafterinnen und Genossenschafter können sich in die Verwaltung ihrer regionalen Genossenschaft wählen lassen, wenn sie die statutarischen Bedingungen erfüllen. Die Verwaltung legt die Ziele der Genossenschaft fest und definiert ihre Strategie.
Wer als Genossenschafterin oder Genossenschafter mitmacht, erhält einen Anteilschein der Migros Aare im Wert von zehn Franken. Bedingungen: Wohnsitz in der Schweiz, mindestens 18-jährig. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Jede Woche erhalten Genossenschafterinnen und Genossenschafter gratis das Migros-Magazin

Wie kann die Migros Aare den Genossenschaftsrat bei künftigen Entwicklungen miteinbeziehen?
Eine aktive Beteiligung am Migros-Geschehen fängt für mich dort an, wo wir vom klassischen Informieren weg- und dafür hin zu einem aktiven Austausch kommen. Die Vielfältigkeit der Genossenschaftsrätinnen und -räte ist wertvoll. Denn sie kommen aus den verschiedensten Berufszweigen, Regionen und Altersklassen, das ergibt eine sehr gute Ausgangslage für Rückmeldungen und Ideen zu Migros-Themen. Wir sind am Puls der Migros-Kundschaft und erhalten viel direktes Feedback aufgrund unseres Amtes. Gleichzeitig geben wir unsere Haltung und die Migros-Werte in unserem Umfeld weiter. 

Wie sind eigentlich Sie zu einem Migros-Kind geworden?
Weil wir mit meiner Mutter fast immer in der Migros einkauften, lernte ich früh die Migros-Eigenmarken kennen und schätzen – zum Beispiel das Icetea-Pulver. Als ich selbst für meine Einkäufe verantwortlich wurde, habe ich weiterhin dort eingekauft. Heute bin ich mit der Geschichte, den Werten und der aktuellen Situation der Migros vertraut und mehr denn je eine «Migrosianerin».

Grafik zum Prozess der Urabstimmung

60 Mitglieder

Der Genossenschaftsrat vertritt gegenüber der Geschäftsleitung die Interessen der Genossenschaftsmitglieder und Konsumenten im Wirtschaftsgebiet der Migros Aare (Kantone Aargau, Bern und Solothurn). Er trifft sich jährlich zu vier Sitzungen in Schönbühl. Der Rat besteht aus 60 Mitgliedern. Die Rätinnen und Räte stammen aus allen Berufs- und Altersschichten. Frauen bilden gemäss Statuten die Mehrheit. Eine Amtsperiode beträgt vier Jahre, wobei nach jeder Amtsperiode ein Drittel der Mitglieder ersetzt wird

Seit elf Jahren sind Sie auch eine von 60 Vertreterinnen und Vertretern im Genossenschaftsrat. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
Bis zum Aufruf für neue Mitglieder im Migros-Magazin im Sommer 2010 hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, dass es diesen Rat gibt. In meiner Bewerbung habe ich geschrieben, dass mich die Entwicklung der Migros seit jeher interessiert hat – besonders auch im Vergleich mit langjährigen und neueren Konkurrenten. Dies ist bis heute so geblieben. Als Präsidentin habe ich nun verschiedene Aufgaben und Funktionen. Die zentralste ist die Leitung der Ratssitzungen. Ebenfalls sehr wichtig ist der Dialog mit der Geschäftsleitung und der Verwaltung der Migros Aare. Ich setze mich mit viel Herzblut für die Migros ein – immer im Sinn der Genossenschaft. Ich suche auch den Austausch mit Genossenschaftsräten aus den anderen Regionen, wir wollen voneinander lernen. Es gibt leider noch viel zu oft zehn verschiedene Lösungen. Ich wünsche mir sehr, dass wir künftig noch lösungsorientierter handeln und entscheiden.
Portrait Anja Fischer

Anja Fischer – zur Person

Die 46-jährige Anja Fischer wohnt mit ihrer Familie in Bern-Liebefeld und ist Inhaberin einer Kommunikationsagentur. Sie ist diplomierte Bankkauf- und Marketingfachfrau und arbeitet zusätzlich als freie Trauerrednerin.