Das Retail-Geschäft neu gedacht
2023 war ein bewegtes Jahr für das Retail-Geschäft der Migros Aare. Die Fokussierung auf das Kerngeschäft, den Supermarkt, die Herausforderung durch neue Konkurrenz und veränderte Kundenbedürfnisse bei den Fachmärkten sowie der Voi-Boom – wir haben das Retail-Geschäft neu gedacht.
Die Migros Aare hat beschlossen aufs Kerngeschäft, den Supermarkt, zu fokussieren. Zwar ist sie in diesem Geschäftsfeld seit bald 100 Jahren tätig, doch auch hier ist die Migros stets in Bewegung. «Wir sind als Detailhändlerin in Sachen Frische führend, und damit das auch so bleibt, arbeiten wir hart», sagt Matthias Baumann, Leiter des Direktionsbereichs Retail.
«Als Detailhändlerin sind wir in Sachen Frische führend.»
Matthias Baumann, Leiter Retail
Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen: Neun der zehn am meisten verkauften Artikel im Gebiet der Migros Aare sind Frische-Produkte. Gemessen an der Stückzahl wird die Rangliste angeführt von den Bananen, aber es sind auch zahlreiche regionale Produkte («Aus der Region. Für die Region.») darunter. Klar am beliebtesten ist dabei die Wiesenmilch. «Wir haben das regionale Sortiment ausgebaut, denn wir möchten unseren Kundinnen und Kunden einzigartige regionale Produkte anbieten, die Wertschöpfung möglichst in der Region behalten und mithelfen, diese Arbeitsplätze zu sichern», sagt etwa Peter Rothenbühler, verantwortlich für die Molkerei-Produkte bei der Migros Aare. So bezieht die Migros Aare über eine regionale Vertriebsgesellschaft 400 Tonnen Käse aus 18 regionalen Käsereien.
Jobs in der Region halten und regionales Handwerk fördern
Regionalität ist Trumpf bei der Migros Aare. Dabei geht es manchmal auch um den Erhalt eines jahrhundertealten Handwerks, wie Adrian Lehmann erzählt. «Dank unserem Engagement wird zum Beispiel das Flechten der Zwiebelzöpfe aufrechterhalten», sagt der Teamleiter «Früchte und Gemüse». Auch er und sein Team arbeiten intensiv daran, noch mehr regionale und biologische Produkte anbieten zu können.
«Dank unserem Engagement wird zum Beispiel das Flechten der Zwiebelzöpfe aufrechterhalten»
Adrian Lehmann, Teamleiter Früchte & Gemüse
Frisch und regional – das ist auch das Credo in den Hausbäckereien. Schweizweit hat die Migros rund 100 Hausbäckereien, in denen Brot direkt im Supermarkt gebacken wird. Rund ein Drittel dieser Bäckereien betreibt die Migros Aare. «In unseren Hausbäckereien werden täglich mehrmals frische Brote und Kleinbrote zubereitet», erklärt Benjamin Lobsiger, Teamleiter «Backwaren und Convenience». 220 Bäckerinnen und Bäcker versorgen die Migros-Kundinnen und -Kunden täglich mit frischen Backwaren.
Was sie leisten, ist eindrücklich: Pro Jahr verarbeiten sie mehr als 1300 Tonnen Mehl (das ausschliesslich aus der Schweiz stammt), über 145 Tonnen Butter und mehr als 80 Tonnen Hefe. Lobsiger sagt: «Wir verarbeiten nur natürliche Produkte.» Aus diesen entstehen direkt vor den Augen der Kundschaft beispielsweise mehr als 2,5 Millionen Zöpfe oder fast 300'000 Kuchen.
Glückliche Schweine auf dem Vormarsch
Auch im Fleisch-Bereich hat sich im vergangenen Jahr einiges getan und auch hier spielen Regionalität und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle – neben dem Tierwohl. So hat zum Beispiel das Wiesenschwein stark an Bedeutung gewonnen. Beat Achermann, Teamleiter «Fleisch», sagt: «Anfang 2023 verkauften wir in drei Filialen Wiesenschwein-Fleisch, Ende Jahr waren es 13 Filialen.» Entsprechend sind die Absatzmengen in die Höhe gegangen: von über 13 Tonnen auf mehr als 25 Tonnen.
Wie die gesamte Wirtschaft hatten auch die Frische-Bereiche mit der Teuerung zu kämpfen, was zum Teil zu Preisanpassungen führte. Doch der Anspruch der Migros bleibt unverändert, so Matthias Baumann: «Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden täglich das beste Preisleistungsverhältnis bieten.»
Der Fachmarkt-Bereich im Umbruch
Die Preis-Leistung steht auch bei den Fachmärkten (SportX, Bike World, Do It +Garden, OBI, Micasa und Melectronics) im Fokus. Hier haben die veränderten Kundenbedürfnisse, der Eintritt neuer Mitbewerber sowie sinkende Margen zu einer anspruchsvollen Marktsituation geführt. Dadurch ist insbesondere der Druck auf den stationären Handel gestiegen. Um unter diesen erschwerten Marktbedingungen bestehen zu können, hat die Migros Aare verschiedene Massnahmen ergriffen. Ende 2023 wurde die nationale Neuausrichtung der Migros Fachmärkte beschlossen und am 2. Februar 2024 öffentlich kommuniziert, dass für SportX und Melectronics eine neue Eigentümerschaft gesucht wird. Die restlichen Fachmarkt-Formate werden im Jahr 2024 einer eingehenden Überprüfung unterzogen.
Voi: kleine Läden – grosse Nachfrage
«Das Format des ‹Nahversorgers› erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance. Die Menschen werden immer älter, die Zahl der Kleinhaushalte wächst und wächst, während zugleich immer weniger Leute mit dem Auto einkaufen gehen. Schnelles und effizientes Einkaufen wird somit immer wichtiger, das spielt uns in die Karten», sagt Erich Danioth, Leiter Voi. Kommt da eine lokal verankerte Person als Franchisenehmer hinzu, welche die Kundinnen und Kunden und deren Bedürfnisse kennt, und stimmt zudem der Standort, ist der Erfolg schon fast garantiert.
«Das Format des ‹Nahversorgers› erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance.»
Erich Danioth, Leiter Voi
Darauf jedenfalls lassen die Zahlen schliessen. Allein im letzten Jahr eröffnete die Migros Aare fünf Voi-Filialen im eigenen Genossenschaftsgebiet. Zwei neue Voi-Filialen gingen zudem bei anderen Genossenschaften in Betrieb, womit es unterdessen schweizweit 71 Voi-Filialen gibt (45 im Gebiet der Migros-Aare, 26 ausserhalb). Danioth: «Wir haben als Team ein Konzept aufgebaut, das sich nicht nur bei uns, sondern auch bei den anderen Genossenschaften etabliert hat. Das macht mich stolz und glücklich.»
