Wandel als Chance:
Packen wirs an!
Veränderungen sind Teil des Lebens. Manche sind gewollt – andere brechen über uns herein und beenden lieb gewordene Gewohnheiten. Entscheidend ist fast immer, mit welcher Einstellung wir dem Neuen begegnen.
Der Wandel als Dauerzustand, die konstante Veränderung als Normalität – das Neue begleitet uns bei der Arbeit ebenso wie im privaten Alltag. Teuerung, Digitalisierung, Arbeitskräftemangel, steigende Kundenerwartungen – wir sind im Kleinen wie im Grossen gefordert. Dieser Situation begegnen wir erfolgreich, wenn wir neugierig bleiben, bereit sind, unsere Komfortzone zu verlassen und den Mut zeigen, Neues positiv aufzunehmen.
«Das Ziel ist es, damit sicherzustellen, dass die Kundinnen und Kunden weiterhin vom besten Preis-Leistungs-Verhältnis profitieren.»
Reto Sopranetti, Geschäftsleiter
Aus eigenem Antrieb
Ein eindrückliches Beispiel einer selbst ausgelösten Veränderung aus dem Migros-Aare-Universum bietet Hans Traffelet, über zwanzig Jahre lang Geschäftsführer des Gurten – Park im Grünen. Während der Pandemie ist ihm plötzlich bewusst geworden: «Mich braucht es hier gar nicht mehr unbedingt.» Bald sechzigjährig hätte er seine Gastro-Karriere mit bestem Gewissen auf dem Gurten ausklingen lassen können. Aber eben, da war diese plötzliche Lust auf Neues, die unmittelbare Klarheit, dass ihm eine neue Herausforderung guttäte. Hinzu kam, dass in seinem Team mehrere hervorragend qualifizierte Leute für den nächsten Karriereschritt bereit waren. «Ich habe gespürt, dass es der richtige Moment ist, um Platz zu machen, sonst wären sie weitergezogen», erzählt Traffelet. Und so bewarb er sich kurzerhand für den eben freigewordenen Posten des Leiters Kulturprozent bei der Migros Aare. Was ihn beim Aufbruch am meisten herausgefordert hat und wie es ihm heute geht, erzählt Hans Traffelet ganz unten im Interview.
«Wir versuchen den Wandel als Normalität und nicht als Ausnahmezustand zu sehen.»
Birgit Meier-Hobmeier, Leiterin Human Resources
Ungeahnte Möglichkeiten
Der Wandel wird die Migros Aare auch in den kommenden Jahren begleiten, soviel ist sicher. Das gilt angesichts globaler Megatrends von Klimawandel bis Urbanisierung genauso wie in Bezug auf lokale Veränderungen, eine neue Verkehrsführung im Dorf etwa, oder eine neue Gesetzgebung auf kantonaler Ebene: Alles und jedes kann Auswirkungen auf uns und unser Geschäft haben. «Unsere Veränderungsfähigkeit wird weiter auf die Probe gestellt werden», sagte Reto Sopranetti, Geschäftsleiter Migros Aare. Entscheidend ist, wie wir mit den auf uns zukommenden Herausforderungen umgehen. Dass wir uns nicht einfach treiben lassen, sondern proaktiv auf das Neue zugehen und die sich bietenden Chancen packen. Denn im Wandel stecken oft ungeahnte Möglichkeiten. Man muss bloss offen sein, sie auch zu sehen.
«Was ich mache, will ich richtig gut machen»
Sein ganzes Leben hat Hans Traffelet im Gastrobereich verbracht. Der bald 60-Jährige erzählt, warum er nach 23 Jahren auf dem Gurten die Leitung Wirtschafts- und Kulturförderung bei der Migros Aare übernommen hat. Was ihn beim Aufbruch am meisten herausgefordert hat und wie es ihm heute geht.
Als «Hüttenwart» auf dem Gurten hättest du noch ein paar ruhige Jahre bis zur Pensionierung haben können.
Ja, das mag sein. Seit meiner Lehre als Koch arbeitete ich im Gastrobereich und weiss, was ich kann. Und auf dem Gurten läuft alles rund. Da musste ich mich schon aus der Komfortzone bewegen, um in einen neuen Bereich zu wechseln.
Warum also dieser Aufbruch?
Die Coronavirus-Pandemie hat auch den Gurten massiv getroffen. Während des Lockdowns war überhaupt nichts mehr los, meine Leute sind teilweise fast durchgedreht, weil sie nicht arbeiten konnten. Einige waren in Kurzarbeit, andere haben im Supermarkt ausgeholfen. Der Lockdown bot aber auch die Chance, den Gurten fitzumachen. Wir haben die Abläufe besser organisiert, Prozesse überdacht, in der Digitalisierung aufgeholt. Kurz: Der Gurten war nach Corona besser aufgestellt als zuvor. Und noch etwas anderes kam dazu.
«Ich wäre zu keiner anderen Firma gegangen. Und mit dem Kulturprozent identifiziere ich mich stark.»
Was denn?
Einige Kolleginnen und Kollegen von der Geschäftsleitung auf dem Gurten haben Weiterbildungen gemacht. Es lief super und in der GL hatten wir eine fitte Truppe. Ich habe gespürt, dass ich meinen Leuten Futter geben muss, sonst wären sie weitergezogen. Und ich hatte keine Lust, mit 63 Jahren dort oben zu hocken ohne meine wichtigsten Player. Da war plötzlich dieses Gefühl, mich braucht es hier gar nicht mehr unbedingt und etwas Neues täte gut. Als ich realisiert habe, dass Heinz Solenthaler pensioniert wird und das Kulturprozent verlässt, bin ich von mir aus auf die Migros zugegangen.
Du kanntest ja die Migros schon gut?
Genau, ich habe nebenbei immer wieder Projekte der Migros Aare begleitet wie die Eröffnung des Westsides oder die Einführung der Businesskarte M2B. Die Migros ist mir ans Herz gewachsen. Und vom Gurten her kannte ich das Kulturprozent natürlich gut: Es hat uns zu Beginn stark unterstützt, bis wir selbsttragend geworden sind. Eine Beziehung war somit bereits da. Um einen guten Job zu machen, muss ich voll hinter etwas stehen. Ich wäre zu keiner anderen Firma gegangen. Und mit dem Kulturprozent identifiziere ich mich stark.
Was hat dein Umfeld zum Aufbruch gesagt?
Meine Frau fand, ich sei ein Lustiger. Jetzt würde ausgerechnet ich im Bereich Kultur landen. Denn unter uns: Ich finde es nicht immer einfach mit der Kultur. Teilweise ist mir diese Sparte einfach zu selbstverliebt und zu wenig dienstleistungsorientiert. Kultur um der Kultur willen, das mag ich nicht besonders. Aber gerade deshalb hat es mich gereizt, hier genauer hinzuschauen. Andere fanden meinen Aufbruch sehr mutig.
Was war denn das Schwierigste beim Aufbruch?
Der Abschied von den Leuten auf dem Gurten war hart, das hat mich wirklich
mitgenommen. Wir haben immer zusammen gegessen, oft Apéro getrunken und waren
eine eingeschworene Truppe. Wenn wir uns jetzt im Personalrestaurant Aaregarte
oder bei Projekten wiedersehen, freut mich das deshalb ganz besonders.
«Andere fanden meinen Aufbruch sehr mutig.»
Nun bist du seit drei Monaten im neuen Amt als Leiter Kulturförderung. Wie geht es dir?
Ich finde Neues cool und interessant. Was ich angetroffen habe, hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Meine zwei Kulturprozent-Mitarbeiterinnen machen einen brillanten Job. Auch mein Vorgänger Heinz Solenthaler hat mir viel geholfen. Ich komme gerne zur Arbeit und fühle mich auch wohl im Team Corporate Communications. Zuerst hatte ich noch Bedenken, dass ich mein wunderschönes Büro mit Aussicht auf den Gurtenturm vermissen könnte. Aber es geht tipptopp im Grossraumbüro. Bei der Migros Aare bin ich weniger fremdbestimmt, weil ich nicht ständig gesucht werde, um etwas zu regeln.
Ich würde mich fragen: Was sind die Learnings vom Gurten, die Du für Deinen neuen Job mitnimmst? Und die Antwort: Es ist hier ein völlig neues Feld. Da bringe ich – im Gegensatz zu meinen früheren Tätigkeiten – keine Erfahrung mit. Bisher sind mir Dinge am besten geglückt, wenn ich auch in schwierigen Situationen neugierig und positiv geblieben bin und sorgfältig auf die Qualität der Zusammenarbeit geachtet habe. Mal sehen, ob ich das schaffe.
Persönlich
Hans Traffelet wohnt mit seiner Frau Ursula Marti und einem befreundeten Paar in einer Art Wohngemeinschaft in einem Zweifamilienhaus in Bern-Bümpliz. Die Töchter Paula (30) und Leonie (29) sind ausgeflogen. Der 59-Jährige hat ursprünglich Koch gelernt. Danach absolvierte er eine unternehmensinterne Weiterbildung zum Geschäftsführer Mövenpick und die Ausbildung zum dipl. Hotelier/Restaurateur SHV. Jahrelang hatte er gemeinsam mit seiner Frau das Casino in Bern geführt, ehe er als «Hüttenwart» den Gurten übernahm. Seit Januar 2023 amtet er als Leiter Wirtschafts- und Kulturförderung der Migros Aare. Zudem ist der Bernburger Präsident der Casinokommission und leitet weiterhin die Stiftung Gurten – Park im Grünen. Zu seinen Hobbys zählen Schnaps brennen oder Ausfahrten mit seinem Oldtimer Fiat Dino.